Osteoporose (Knochenschwund)

Osteoporose (Knochenschwund)

Osteoporose sollte früh erkannt und behandelt werden

Informationen für Patienten und Angehörige

Was ist Osteoporose?

Osteoporose bzw. „Knochenschwund“ ist eine ernste und weit verbreitete Krankheit. Sechs Millionen Osteoporose-Kranke gibt es allein in Deutschland. 204 Millionen sind es weltweit.

Bis zum Jahre 2050 soll sich die Anzahl der Betroffenen verdoppeln. Schon heute muss jede dritte Frau und jeder sechste Mann ab dem 50. Lebensjahr mit einer Osteoporose bedingten Fraktur rechnen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher die Bedeutung der Erkrankung erkannt und die Osteoporose auf die Liste der zehn bedeutendsten Erkrankungen weltweit aufgenommen.

 

Zahlen, Daten, Fakten

Osteoporose-Patienten sind unterversorgt:

Nur jeder fünfte Osteoporose-Kranke erhält eine adäquate medizinische Betreuung. Die Hälfte aller Patienten wird gar nicht behandelt.

Alle sieben Minuten:

Mehr als 200-mal am Tag kommt es in Deutschland zu einem Wirbelkörperbruch als Folge einer Osteoporose, also alle sieben Minuten. 130.000 Oberschenkelbrüche jährlich gehen in Deutschland auf das Konto der Osteoporose.

Kosten:

Die durch Osteoporose verursachten Kosten werden allein in Deutschland von Experten auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Bei Frauen über 45 kommen wegen osteoporotisch bedingter Knochenbrüche mehr Krankenhaustage zusammen als für Brustkrebs, Herzinfarkt oder Diabetes.

 

Osteoporose

Osteoporose wird im Volksmund auch Knochenschwund genannt. Die Erkrankung ist keine Alterserscheinung, sondern eine Stoffwechselerkrankung des Skeletts.

 

Unser Knochen

Der Knochen bildet das Gerüst des Körpers und schützt die lebenswichtigen Organe wie Rückenmark, Sinnesorgane oder Gehirn. Ohne Knochen könnten wir nicht stehen oder gehen. Knochen muss nicht nur hart sein, sondern auch eine hohe Zug- und Druckfestigkeit besitzen. Diese Anforderungen werden durch einen bestimmten Aufbau erreicht. Die Knochensubstanz besteht neben Wasser aus Mineralien, das wichtigste ist Calcium. Es gibt dem Knochen seine hohe Festigkeit. Für den Einbau von Calcium in das Knochengewebe ist Vitamin D notwendig.

 

Knochen lebt

Knochen ist keine tote Substanz, sondern höchst lebendig. Die Knochensubstanz wird ständig umgebaut. Gesteuert wird der Knochenstoffwechsel über Hormone (Parathormon, Calcitonin und die Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron) und Vitamine (Vitamin D). Vitamin D wird mit der Nahrung aufgenommen und unter Sonneneinwirkung in der Haut gebildet. Es fördert die Calcium-Aufnahme aus dem Darm und den Einbau in den Knochen.

 

Knochenabbau schon mit 35

Die Knochenmasse wird in Kindheit und Jugend rasant aufgebaut und erreicht ihr Maximum mit etwa 20 Jahren. Für den Aufbau und vor allem den Erhalt der Knochensubstanz ist eine optimale Zusammensetzung der Nahrung mit den Bausubstanzen des Knochens (Calcium, Phosphat und Eiweiß) sowie Vitamin D notwendig. Eine weitere Voraussetzung ist optimale körperliche Belastung. Schon ab dem 35. Lebensjahr beginnt der altersbedingte Abfall der Knochenmasse.

 

Definition

Bei der Osteoporose ist das normale Gleichgewicht von Knochenaufbau und -abbau gestört, so dass die Abbauprozesse überwiegen. Dadurch kommt es zu einem Verlust der Knochenmasse und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche. Man kann sich das so vorstellen, dass die Knochen im Laufe der Erkrankung immer poröser werden und dann schon bei kleinsten Anlässen oder sogar ohne äußere Einwirkung brechen können.

 

Manifeste Osteoporose

Als „manifeste Osteoporose“ wird die Erkrankung bezeichnet, wenn als Folge einer Osteoporose bereits Knochenbrüche aufgetreten sind. Bei der Osteoporose brechen besonders häufig Oberschenkelknochen und Wirbelkörper. Der Oberschenkelknochen bricht meistens als Folge eines Sturzes, etwa im Winter bei Glatteis. Bei den Wirbelkörperbrüchen treten auch so genannte Spontanfrakturen auf. So werden Knochenbrüche ohne eine erkennbare Ursache bezeichnet.

 

Wer ist gefährdet?

Die Erkrankung betrifft besonders oft Frauen nach den Wechseljahren. Aber auch Männer sind zunehmend betroffen. Als Risikofaktoren für das Auftreten einer Osteoporose gelten:

  • Früher Eintritt der Wechseljahre
  • Mangelnde Bewegung
  • Rauchen, übermäßiger Kaffee- oder Alkoholkonsum
  • Ernährungsfaktoren wie Mangel an Calcium oder Vitamin D
  • Wenn es in der Familie bereits an Osteoporose Erkrankte gibt.

 

Formen

Es werden verschiedene Formen der Osteoporose unterschieden:

Bei der häufigsten Form – der primären Osteoporose – sind die genauen Ursachen unklar. Vermutet wird ein Zusammenspiel von vererbten und erworbenen Faktoren. Eine Rolle spielen neben absinkenden Spiegeln der Geschlechtshormone nach der Menopause auch Bewegungsmangel und Vitamin-D-Mangel.

Bei der sekundären Osteoporose sind sehr viele auslösende Faktoren bekannt, zum Beispiel: Überfunktion der Schilddrüse und andere Hormonstörungen, chronische Nierenerkrankungen oder rheumatische Erkrankungen. Eine Osteoporose kann auch als Folge einer medikamentösen Behandlung, z.B. mit Kortison, entstehen.

 

Wie macht sich Osteoporose bemerkbar?

Viele Menschen haben eine verringerte Knochenmasse und damit ein erhöhtes Bruchrisiko und wissen nichts davon. Andere haben Schmerzen, deren Ursache nicht erkannt wird.

 

Die stille Krankheit

Osteoporose ist eine Erkrankung, die lange Zeit unbemerkt, also ganz ohne Beschwerden, verlaufen kann. Die ersten Zeichen der Knochenentkalkung verspürt der Betroffene nicht. Beim ersten Knochenbruch ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten.

 

Knochenbrüche

Gefürchtete Komplikation der Osteoporose sind die Knochenbrüche (Frakturen). Wenn die Verminderung der Knochenmasse ein bestimmtes Maß erreicht hat, dann hält der Knochen den alltäglichen Belastungen nicht mehr stand und kann brechen. Typisch sind Brüche ohne ein adäquates Trauma, also bei Bagatellverletzungen, oder auch ohne erkennbare Ursache. Typisch ist der so genannte „Witwenbuckel“, der entsteht, wenn mehrere Wirbelkörper zusammengesunken sind.

 

Schmerzen

Im Mittelpunkt der Beschwerden stehen Knochenschmerzen, besonders häufig Rückenschmerzen. Diese sind zum einen Folge der Wirbelkörper- und Knochenbrüche, die meist akut mit heftigsten Schmerzen einhergehen und auch zu schmerzhaften Bewegungseinbußen führen können. Zum anderen entstehen Rückenschmerzen auch durch Muskelverspannungen oder durch Über- oder Fehlbelastung des Bewegungsapparates als Folge der Frakturen.

 

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Oft wird die Diagnose erst gestellt, wenn die Knochen bereits gebrochen sind – also zu spät!

 

Ärztliche Befragung

In den allermeisten Fällen haben die Betroffenen anfangs keinerlei Beschwerden, daher bleibt der Verlust der Knochenmasse oft lange Zeit unbemerkt. Dem Arzt obliegt dann, überhaupt daran zu denken, dass eine Osteoporose vorliegen könnte, und nach  Risikofaktoren oder Beschwerden zu forschen.

 

Blutuntersuchung

Die Blutuntersuchung spielt zur Diagnostik der Osteoporose keine wesentliche Rolle. Trotzdem sind die Laborwerte wichtig, um andere Ursachen für Knochenerkrankungen auszuschließen.

 

Röntgen

Das Röntgenbild zeigt erst dann Hinweise auf eine Osteoporose, wenn die Knochenmasse bereits um mehr als 30 Prozent vermindert ist. Für die frühe Diagnose einer Osteoporose ist das Röntgen daher nicht geeignet. Sind bereits Knochenbrüche aufgetreten, können diese in der Regel auf dem Röntgenbild gut erkannt werden.

 

Computertomographie (CT)

Die Computertomographie ist ein so genanntes Schnittbildverfahren. Dabei wird der Körper in Schichten gemessen und detailgetreu dargestellt. Mit der quantitativen Computertomographie (QCT) lässt sich die Knochendichte und Struktur sehr genau bestimmen. Nachteil gegenüber der herkömmlichen Knochendichtemessung (DEXA) ist die höhere Strahlenbelastung.

 

Knochendichtemessung

DEXA heißt das Standardverfahren zur Bestimmung der Knochendichte. Bei dieser Methode wird die Dichte des Knochens mittels Röntgenstrahlen bestimmt. Meist wird an der Wirbelsäule oder im Bereich des Oberschenkelknochens gemessen. Das Ergebnis wird durch den T-Wert angegeben. Er bezeichnet die Abweichung des individuellen Wertes vom Mittelwert junger, gesunder Erwachsener.

Die Knochendichtemessung wird derzeit von der Krankenkasse nur bezahlt, wenn bereits Knochenbrüche als Folge einer Osteoporose eingetreten sind.

 

Wie können Sie vorbeugen?

Beim ersten Knochenbruch ist die Osteoporose schon weit fortgeschritten. Lassen Sie es nicht so weit kommen und beugen Sie vor.

 

Ausreichende Calciumzufuhr

Calcium gibt dem Knochen seine Festigkeit. Bei Calciummangel wird dem Knochen Calcium entzogen, und er wird porös. Eine ausreichende Versorgung mit Calcium ist daher die Grundlage jeder Osteoporose-Vorbeugung und -Therapie. Die tägliche Calciumzufuhr sollte 1000 bis 1.500 mg betragen, die zum einen durch calciumreiche Lebensmittel, zum anderen durch Calciumsalze in Form von Tabletten eingenommen werden kann. Ein besonders hoher Bedarf an Calcium besteht in der Jugend, während der Schwangerschaft, in der Stillzeit und in höherem Lebensalter.

 

Ausreichende Versorgung mit Vitamin D

Für die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung und den Einbau in die Knochen ist Vitamin D notwendig. Calcium und Vitamin D können Sie auch gemeinsam in Form eines Kombinationspräparates einnehmen.

 

Vermeiden von Rauchen und Untergewicht

Rauchen und Alkohol sind „Gift“ für die Knochen. Auch Untergewicht ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose.

 

Regelmäßige körperliche Aktivität

Regelmäßige körperliche Bewegung senkt Ihr Osteoporose-Risiko und setzt Wachstumsreize im Knochen. Dadurch wird der Knochenaufbau gefördert. Bewegung schult außerdem das Koordinationsvermögen und stärkt die Muskulatur. Dadurch vermindern Sie auch Ihr Sturzrisiko.

 

Wie kann eine Osteoporose behandelt werden?

Neben Ernährung und Bewegung ist die medikamentöse Therapie die dritte Säule der Osteoporose-Behandlung.

 

Medikamente

Grundsätzlich stehen zwei verschiedene Gruppen zur Verfügung: Medikamente, die den Knochenaufbau fördern, und Medikamente, die den Knochenabbau hemmen sollen. Die medikamentöse Therapie braucht vor allem eins: nämlich Geduld. Es gibt wirksame Medikamente, aber es braucht Zeit, bis sich Verbesserungen bemerkbar machen. Unbehandelt schreitet die Osteoporose weiter fort. Leider ist die Osteoporose-Behandlung in Deutschland unzureichend. So erhalten nur 10 bis 15 Prozent der betroffenen Patienten eine dem Stand der Wissenschaft entsprechende Kombinationstherapie aus Bisphosphonat, Calcium und Vitamin D. Die Hälfte aller Patienten wird gar nicht behandelt.

 

Wird eine Osteoporose mittels Knochendichtemessung bestätigt, tragen die Krankenkassen die Kosten für die medikamentöse Behandlung

Calcium und Vitamin D

Calcium und Vitamin D sind unerlässlicher Bestandteil jeder Osteoporose-Therapie. Nur wenn dem Knochen ausreichend Calcium zur Verfügung steht, kann er neue Knochensubstanz aufbauen. Daher sollten bei jeder Therapie etwa mit Bisphosphonaten auch zusätzlich Calcium und Vitamin D

gegeben werden.

 

Bisphosphonate

Sie können den Wiederaufbau des Knochens fördern, wenn ausreichend Calcium und Vitamin D zur Verfügung stehen. Für diese Präparate ist eine Senkung der Bruchgefahr belegt.

 

Fluoride:

Sie steigern zwar die Knochenneubildung, eine Verringerung von Knochenbrüchen konnte allerdings bisher nicht nachgewiesen werden.

Mit Parathormon und Strontium stehen zwei weitere Therapieansätze zur Verfügung.

Neue Therapieform ist – bei Versagen der Bisphosponattherapie – die Hemmung der knochenabbauenden Zellen (sogenannte Osteoklasten) mittels Denosumab (Prolia®). Eine alle 6 Monate wiederholte subkutane Injektion.

 

Schmerztherapie

Die Behandlung des Schmerzes wird oft vernachlässigt. Dabei ist eine ausreichende Schmerztherapie wichtig, um die Beweglichkeit zu erhalten und Fehlbelastungen zu vermeiden. Zum Einsatz kommen alle gängigen Schmerzmittel bis hin zu Morphinen.

Auch der Physiotherapie kommt eine wichtige Rolle bei der Behandlung einer fortgeschrittenen Osteoporose zu. Nach einer Fraktur können durch eine frühzeitige Mobilisation Folgeschäden sowie dauernde Immobilisation oder Pflegebedürftigkeit vermieden werden. Im Langzeitverlauf bleiben durch sinnvolle krankengymnastische Übungen Beweglichkeit und Kraft erhalten.

 

Operation

Als letzte Alternative ergibt sich bei Wirbelkörperbrüchen die aufgrund einer Osteoporose entstanden sind, die Möglichkeit einer Stabilisierung des Wirbelkörpers mittels einem speziellen Knochenzement. Nach dem operativen Eingriff besteht eine sofortige Belastungsfähigkeit der Wirbelsäule. Dieses Verfahren wird als Kyphoplastie oder Vertebroplastie bezeichnet.

 

Ernährung

Grundlage jeder Osteoporose-Vorbeugung und -Therapie ist eine ausreichende Calciumzufuhr. Calciumarme Ernährung kann dazu führen, dass der Körper dem Knochen Calcium entzieht und so Knochenmasse abgebaut wird. Calciumreiche Ernährung hingegen kann zum Aufbau von Knochenmasse beitragen. Nicht nur Osteoporose-Patienten sollten daher versuchen, möglichst viel Calcium über die Nahrung aufzunehmen.

 

Wie kann ich mich knochengesund ernähren?

Besonders reich an Calcium sind Milch und Milchprodukte wie Käse (v.a. Hartkäse) und Joghurt sowie Gemüsesorten wie Grünkohl, Fenchel und Broccoli. Anzustreben ist eine tägliche Calciumzufuhr von 1000 bis 1.500 mg, die zum einen durch calciumreiche Lebensmittel, zum anderen durch Calciumsalze in Form von Tabletten eingenommen werden kann. Für die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung und den Einbau in die Knochen ist Vitamin D notwendig. Vitamin D wird mit der Nahrung aufgenommen und unter Sonneneinwirkung in der Haut gebildet. Aufgrund der geringen Sonneneinstrahlung in unseren Breiten kann es in den Wintermonaten leicht zu einem Mangel an diesem Vitamin kommen.

 

Nützliche Adressen:

Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose (BfO) e.V.

Kirchfeldstr. 149

40215 Düsseldorf

Telefon: 0211 319165

Telefax: 0211 332202

www.bfo-aktuell.de

 

Kuratorium Knochengesundheit e.V.

Leipziger Str. 6

74889 Sinsheim

Service-Telefon (25 Cent/Min.):

09001 854525

Mo – Fr: 8.30 – 12.30 Uhr

Telefax: 07261 64659

www.kuratoriumknochengesundheit.de

 

Dachverband Osteologie (DVO) e.V.

Brettreichstr. 11

97974 Würzburg

Telefon: 0431 5973159

Telefax: 0431 5973127

www.dv-osteologie.org

 

Netzwerk-Osteoporose e.V.

Kamp 21

33098 Paderborn

Telefon: 05251 280586

Telefax: 05251 280586

www.netzwerk-osteoporose.de

 

Osteoporose-Patientenleitlinien

www.lutherhaus.de/osteo/

leitlinien-dvo/patienten

 

Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie

www.bvonet.de